Beitrag 1 von Ildikó von Kürthy

Schreiben wir gemeinsam! Über Sonntage.

Er ist der Sigmund Freud unter den Wochentagen. Er legt deine Seele bloß, er konfrontiert dich mit Verdrängtem, er zwingt dich auf die Couch und in die Stille, wo du deinen eigenen Herzschlag hörst wie Donnerhall und deine inneren Stimmen dir Unerhörtes zuflüstern. Ich bin dem Sonntag stets mit Respekt und nicht selten mit Unbehagen begegnet. Dieser träge, zähe Ruhetag, an dem angeblich alle Zeit haben aber trotzdem immer beschäftigt sind. Früher war es der Tag, an dem die anderen Kinder Ausflüge unternahmen, ihre Großeltern besuchten, mit ihrem Vater ein Baumhaus bauten und mit der ganzen Familie Braten aßen. Ich blieb zu Hause - Einzelkind, Opas und Omas lange tot, Vater blind und Mutter im Garten beschäftigt - und freute mich auf den Montag, den Alltag an dem nicht auffiel, dass meine Familie keine Sonntags-Traditionen pflegte. Früher, im Jahr 1973, gab es vier autofreie Sonntage. Jeder, der sie erlebt hat, erinnert sich an die Spaziergänge über die stillen Autobahnen, an die wunderbare Leere, an die unerwartete Schönheit der Straßen und an das Gefühl, etwas Einzigartiges zu erleben. Genauso können Sonntage immer noch sein. Frei, leer und voller Überraschungen. Wen man sie lässt.    

Beitrag 2

Autor: Nicole Reichert

Sonntag - in meiner Kindheit der Tag, an dem ich oft bei meinen Großeltern aufgewacht bin. Ich hatte bis ins Erwachsenenalter zwei Omas, zwei Opas und sogar noch meine wunderbare Uroma. Sonntagsspaziergänge, Fahrradtouren, Kuchen im Schrebergarten. Umsorgt, behütet und geliebt. Später als Single in den Zwanzigern waren die Sonntage oft trist und langweilig. Ich konnte mich in meinem Elend richtig schön suhlen und mich bemitleiden. Rückblickend verlorene Zeit. Was hätte ich alles machen können. Sonntage verbinde ich aber auch mit dem wohligen Gefühl von Zuhause. Zum Sonnenaufgang mit dem Hund raus, danach in Gemütlichkeitshose mit dampfendem Kaffee und einem Buch auf der Couch liegen und später mit meinem Mann frühstücken und die Mittagshunderunde planen. Ich bin kinderlos und ohne familiäre Verpflichtungen, so dass ich meine Sonntage meist entspannt und in Ruhe genießen kann. Immer mit Kuchen. Manchmal auch noch bei meinen Großeltern.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Nicole!

Danke für Deinen Text! Oh ja, das kenne ich, das Suhlen im Elend. War das verlorene Zeit? Ich weiß es nicht, aus meiner Sicht eher nicht. Es gibt ein Sprichwort das besagt "Weinend amüsiert sich der Ungar." Und da ich Halbungarin bin steckt fü mich im Hineinsteigern in das Elend oft auch ein wenig Genuß.

Hertliche Grüße!

Deine

Ildikó

Beitrag 3

Autor: Julia Meißner

Tja, was für ein Tag ist Sonntag?
Im Normalfall der Tag, bevor der lästige Montag wieder in den Startlöchern steht...
Heute zum Beispiel, war es nur ein freier Tag für mich, da ich gestern noch arbeiten war. Ich liebe meinen Beruf, weswegen ich auch gerne mal Samstags ran muss.
Im umkehrschluss heißt es aber, weniger Zeit für die Familie, weniger Zeit für mich selbst, um richtig abschalten zu können.
Dennoch konnte ich heute, und das zu einem Sonntag, mal wieder eine liebe ältere Dame besuchen, die mir während meiner Arbeit ans Herz gewachsen ist.
Leider hat dieses Jahr dazu beigetragen, dass ich sie nur noch wenig sehe. Um so schöner war es, dass es nach all den Wochen geklappt hat. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich diesen "Termin" fast schon vergessen hatte. Die letzten Wochen waren sehr ereignisreich und vergingen wie im Flug, dabei hab ich wohl etwas mein Zeitgefühl verloren.
Zwei Stunden war ich bei ihr, es gab Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Sie weiß, wie gerne ich welchen esse, deswegen brachte sie jedes Jahr zu meinem Geburtstag einen frisch zubereiten Kuchen mit.
Wir plauschten über viele Dinge. Es tat gut. Und während wir so redeten, bemerkte ich wohlwollend...wie schön so ein Sonntag doch sein kein..keine Hektik, kein Straßenlärm, keine gestressten Menschen...Nein, es war einfach nur ruhig.....genau so, wie ein Sonntag wohl sein sollte....


Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Julia,


vielen Dank für Deinen Text - und wie schön, dass Du den Besuch bei der alten Dame gemacht und genossen hast. Es ist so wichtig, dass man es bemerkt, wenn man gerade etwas erlebt, was man ruhig mal wiederholen sollte. Herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 4

Autor: Ute Bock

Liebe Ildiko,

sobald ich sonntags aufwache und verstanden habe, dass Sonntag ist, bin ich sofort glücklich! Es ist dieses einzigartige Gefühl, dass der Tag mehr Stunden hat als ein Wochentag, ich in Ruhe wach werden kann und dann einfach mal schaue was mir für Gedanken kommen, was ich so machen möchte oder auch nicht machen möchte. Das geschieht dann langsam beim Wachwerden und trinken meines geliebten Morgenkaffee, den ich mir noch fast schlafend in einem French-Press zubereitet habe um mich dann wieder mit meiner gefüllten Lieblingstasse in mein Bett zurück zu ziehen.
Vielleicht genieße ich genau das immer so sehr, da es nicht immer so war. Ja, bestimmt tue ich das! Wenn ich zurück denke an die Zeit wo meine Kinder noch bei mir wohnten - ganz gleich in welchem Alter - waren die Sonntage stets durchgeplant oder es passierten immer wieder Überraschungen, die ganz bestimmt nicht zu einer Entspannung beigetragen haben. Ganz im Gegenteil! Auch hatten meine Kinder immer Hunger und sonntags war ja auch der Tag wo es ja eigentlich keinen Grund gab, einfach mal nicht zu kochen - irgendwann musste einfach was Warmes her! Leider mochten sie nie Fast-Food und sie konnten auch irgendwann die Bananen nicht mehr ausstehen, die ich ihnen in die Hand gedrückt hatte, damit sie einfach mal - ohne viel Aufwand - über einen längeren Zeitraum satt waren.
Wenn ich noch länger zurück denke - in meine Kindheit, war der Sonntag immer der Tag, wo es noch Sonntagskleidung gab, die ich nicht ausstehen konnte, da ich es einfach nie geschafft hatte, meine Kleidung sauber zu halten. Das bedeutete dann: Ruhig spielen! Auch war die Voraussetzung für eine Stunde Fernsehen (Fury, Daktari oder Flipper), dass wir vorher mit meinen Eltern spazieren gehen mussten. Das war das Schlimmste! Die Sonntagskleidung durfte ja nicht dreckig werden und, da die anderen Leute ja guckten, durften wir Kinder auch nicht laut oder albern sein.
Und jetzt....liebe ich meinen Sonntag!!
Einen entspannten Gruß schicke ich in diesen wundervollen Tag
Ute


Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Ute!

Du bist eine Sonntags-Künstlerin! An Dir will ich mir ein Beispiel nehmen! Herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 5

Autor: Iris Walter

Es ist Sonntag und ich habe gerade „DAS!“ geschaut. Nun bin ich hier gelandet. Und schreibe mal. Der Sonntag.. Kindheitserinnerungen: Der Tag mit dem guten Essen. Tag der weißen Tischdecke. Des Glockengeläuts. Der Tag, an dem meine älteren Geschwister vom Tisch mit der weißen Tischdecke und dem Sonntagsbraten aufsprangen, weil im Radio die heißersehnte „NDR 2 internationale Hitparade“ lief. Der nach Rotkohl roch und Ritualen.

Der Tag, an dem das Wochenende zuende geht. Der mich an Montag denken lässt, der mich oft noch an den Schreibtisch zwingt, weil ich das Arbeiten zu Anfang des Wochenendes in einem sich wiederholenden Anflug von Leichtsinn und Zeitverschwendungslust großzügig nach hinten schiebe. Ich verdiene mein Geld mit Unterrichten. Unterricht will vorbereitet werden und selten stellt sich das Gefühl ein, „fertig“ zu sein. Na ja, fertig bin ich manchmal schon, fällt mir dabei ein. Aber anders. Ich sehne mich zwischendurch nach stupider Arbeit, die anfängt und dann abgeschlossen ist. Hausarbeit bietet sich an. Am Wochenende. Nicht so gern am Sonntag. Ich liebe meine Arbeit trotzdem. Und lerne viel von vielen großen und kleinen Menschen. Von den kleinen vielleicht noch mehr. Und ein bisschen lernen sie von mir.
Sonntag ist der Tag vor dem zu planenden Montag. Und ist dadurch mit Zweifeln und leichter Spannung besetzt. Das schmälert seine Attraktivität. Ich liebe Anfänge. In Anfängen liegen so viele Möglichkeiten. Anfänge sind der Schritt in etwas Neues. Das mag ich. Ungeschriebene Seiten. Frühling. Anderes. Neues

„Ohne Sonntag gibt es nur Werktage“. Ein Aufkleber auf meinem Briefkasten.

Ich nehme mir vor, meine Unterrichtsvorbereitungen auf die Tage davor zu verlegen. Das werde ich wohl nicht ganz schaffen und das verzeihe ich mir. Ich mag den Sonntag trotzdem, ich finde jetzt kein passendes Ende, höre aber auf zu schreiben, damit der Sonntagabend noch nicht so schnell vorbeigeht. Der Gute

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Iris,

danke für Deinen schönen Text!

Ja, ich kenne sie auch, die Sehnsucht nach einer Arbeit, die einen nicht ständig begleitet, die Freitags abgeschlossen ist und Montags neu beginnt. Aber mittlerweile mag ich es, dass bei mir die Grenzen zwischen Privatleben und Berufsleben absolut fließend sind. Beides gehört untrennbar zusammen. Und das gefällt mir.

Ich grüße Dich herzlich!

Deine

Ildikó

Beitrag 6

Autor: Clärchen V.

Eine sehr schöne Idee, sich sonntags mal über die Sonntage von damals und heute Gedanken zu machen, Worte zu suchen, sich ein Bild davon oder einen Reim darauf zu machen, abzuschweifen, einzutauchen.

Ich mag Sonntage. Sehr. Das war nicht immer so.
Ich erinnere mich Sonntage in der Kindheit, an denen vieles ge- und ver- boten war.

Geboten waren zum Beispiel der Kirchgang, „ordentlich“ , mit Seitenscheitel, in kratzigen Strumpfhosen und ungeliebten Kleidern, Lächeln, „HeileWeltFamilie“ spielen, Mittagsruhe, nachmittäglicher Spaziergang im Bergischen Land.
Verboten war, sich mit Freund*innen zu treffen, laut zu sein oder eigene Musik zu hören, Handarbeiten, schlechte Laune haben ( = allen den Tag verderben, was hat sie denn jetzt wieder?!), falsche Fragen stellen.
Diese Sonntage habe ich erlebt wie aus der Welt gefallen und sie haben mich teilweise in eine selbstentfremdete ängstlich besetzte eigene Gefühls-Welt versetzt.
Im Laufe des frühen Abends dann oft gefolgt von einer gefühlten Unfähigkeit, am nächsten Tag in die Schule zu gehen.
Inzwischen liebe ich die Sonntage, vor allem, dass ich selbst bestimmen kann, wann ich was tue, ich vermute, das wird sich bis zu meinem Lebensende nicht mehr ändern, so viel Nachholbedarf gibt es, und so viel Lernbedarf, wirklich zu spüren, was ich spüre.
Ich hab verstanden, warum Regelmäßigkeiten und Vorhersehbares für meine Eltern (beide Kriegskinder) so wichtig waren, ihnen Halt geben, immer noch, und sogar inzwischen selber für mich kostbare Rituale entwickelt, auf die ich nicht mehr verzichten möchte, und die manch einer als zwanghaft bezeichnen würde.
Inzwischen gibt es sogar Tage, an denen ich mich an die damaligen Sonntage erinnern kann, ohne dass Unbehagen entsteht, stattdessen teilweise sowas wie Melancholie, manchmals sogar eine Art Sehnsucht nach dem Kindsein. Vermutlich weil es in meinem Gemüt an die richtige Stelle in der Vergangenheit gerutscht und endlich integriert ist. Und ich zunehmend lerne, was es bedeutet, seinem eigenen inneren Kind wohlgesonnen zu sein.
Der Sonntag ist der Tag, an dem ich ausschlafe, was bedeutet, keinen Wecker stelle und meist so gegen acht, halb neun aufwache.
Der Sonntag ist der Tag, auf den ich mich freue, weil ich dann in Ruhe mal …. machen kann. (Hier liegt ein Knackpunkt versteckt, denn darauf muss ich immer noch achten, dass ich mir nicht im Kopf zu vieles in den Sonntag packe, und dann trotz viel Vorfreude und Ideen am Ende des Tages unzufrieden werde, weil ich nicht alles geschafft habe. Ich werde aber besser. Manchmal.)
Der Sonntag ist der Tag, an dem ich mir mehr Zeit im Bad nehme.
Der Sonntag ist der Tag, an dem ich seit einer Weile wieder Briefe schreibe, Kontakte pflege.
Der Sonntag ist auch der Tag, an dem ich es mir gönne, tagsüber zu lesen, am liebsten in der Hängematte, mit Tee und Kerze.
Der Sonntag ist der Tag , an dem mein Mann und ich gemeinsam unseren Lieblingspodcast hören nachmittags zum Kaffee.
Der Sonntag ist der Tag, an dem ich die vergangene Woche Revue passieren lasse und für die neue Woche einen Überblick schaffe.
Der Sonntag ist der Tag, an dem ich mir erlaube, bei dem was ich tue, die Zeit zu vergessen.

Vielleicht muss ich dazu sagen, dass wir beide nicht gesund sind, ein paar sehr schwierige Jahre hinter uns haben, in denen wir viel Geduld und Warten und Hoffen und Dranbleiben und „AufSichtFahren“ gelernt haben und auch, sich sehr über vermeintlich kleine Dinge zu freuen, weil nichts selbstverständlich ist.
Das kommt uns jetzt zugute. Insbesondere in diesen Zeiten.
Heute ist ein guter Tag.
Danke für den Schreibimpuls,
Herzlich, Clärchen

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebes Clärchen!

Was für ein schöner Text, was für anregenden und bewegende Gedanken! Es beeindruckt mich, wie Du Deine Versöhnung mit den Sonntagen von früher beschreibst und wenn Du erzählst, wie Deine Sonntage heut aussehen, denke ich: Das schreibt eine erwachsene, im besten Sinne des Wortes reife Frau. Davon will ich lernen! Danke! Herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 7

Autor: Heike Arnold

Die Sonntage meiner Kindheit hatten - je nach Programm - unterschiedlichste Facetten. Manchmal waren es Tage der Langeweile, vormittags noch herrlich faule Tage, mit einem Buch auf dem Sofa liegend oder beim Kreuzworträtsel lösen, während die Eltern in der Küche beim Sonntagsessen kochen beschäftigt waren. Aber die Nachmittage konnten richtig endlos werden, wenn wir daheim blieben, denn der Fernseher wurde nur sehr sparsam angeschaltet.
Die nächste Variante waren die Nachmittage, an denen dann Spaziergänge mit den Eltern angesagt waren. Diese waren, wenn es nicht Ausflüge mit besonderen Zielen waren, auch nicht viel besser. Ich sehe mich immer noch mit langem Gesicht trotzig hinter ihnen hinterher stapfen, schlechte Laune verbreitend, bis ich dann doch etwas entdeckte, das mich interessierte und sich meine Stimmung etwas aufhellte. So manchen Sonntag verbrachten wir auch in unserem Schrebergarten, wo es für mich dann interessant wurde, wenn die Kinder in den Nachbargärten auch dort waren und wir herrlich in der Gegend herumstreifen konnten und unsere kleinen Abenteuer und ganz eigenen Geschichten erlebten.
Doch die schönsten Sonntage waren die bei meinen Großeltern. Es gab immer die leckeren Kuchen und Torten, meist waren andere Verwandte auch dort und das Haus war voller Leben. Aber nach dem Kaffee trinken setzte ich mich ab und liebte es, allein an den See hinunter zu laufen, auf kleinen Trampelpfaden meinen eigenen Träumen und Geschichten nach zu spinnen und Steine über den See hüpfen zu lassen. Als ich älter wurde habe ich oft eine Clique von Jugendlichen getroffen, die auf dem nahegelegenen Campingplatz ihre Wochenenden verbrachten und die so herrlich cool waren.... erst Schwärmereien, die erste Zigarette, das heimliche Bier..... ein Nachmittag voller eigener Geheimnisse!! Von diesen Ausflügen kam ich immer sehr zufrieden und entspannt zurück.
Das Glücksgefühl über diesen kurzen Zeitraum der kleinen Unabhängigkeit hielt nur dann nicht lange, wenn mir auf der Heimfahrt bewusst wurde, dass am Montag eine Klassenarbeit anstand - und ich hatte nicht gelernt....


Kommentar von Ildikó von Kürthy

Danke, liebe Heike! Das klingt wunderbar, diese Sonntags-Freiheiten bei deinen Großeltern, umrahmt von Kuchen, Torten und ersten Zigaretten:-) Ich grüße herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 8

Autor: Henriette Müller

Sonntagmorgen am Frühstückstisch der Eheleute x und y.
x: Guten Morgen.
y: Guten Morgen, jetzt bin ich aber ausgeschlafen. Neun Stunden Schlaf, das tut gut, ich fühl mich total fit. Was wollen wir heute unternehmen. Sollen wir mal wieder mit Freunden wandern gehen?
x: Ach, lass mal. Ich will heute niemanden sehen.
y: Komm, hab dich nicht so. Das wird uns beiden guttun. Endlich mal raus an die frische Luft und unter Leute. Schau mal wie die Sonne den Schnee glitzern lässt. Es ist herrlich.
x: Ich habe leichte Kopfschmerzen und will meine Ruhe.
Y: Fühlst du dich krank?
x: Nein, ich will nur einfach meine Ruhe haben. Auf dem Sofa liegen und meine Ruhe haben.
x: Sag mal, das war doch schon letzten Sonntag so und vorletzten und, und, und … eigentlich hast du schon seit längerer Zeit sonntags einen Durchhänger. Früher waren wir jeden Sonntag unterwegs und haben uns richtig gut erholt. Auch als Kind war der Sonntag immer ein besonderer Tag, ein Tag für die Familie. War nicht immer mein Ding, aber doch besser als auf dem Sofa herumzusitzen.
y: Kann sein, hab ja auch immer eine stressige Woche hinter mir.
x: Kein Thema, das weiß ich doch. Aber du scheinst, regelmäßig am Sonntag in ein Loch zu fallen und montags morgens gehst du wieder beschwingt und voller Elan aus dem Haus. Hat das vielleicht was mit mir zu tun? Oder meinst du es gibt so eine Art Sonntagsallergie.
y: Was soll der Unsinn. Ich bin einfach nur erschöpft. Sonntagsallergie, also echt, du kommst auf verrückte Ideen.
x: Ich find es halt auffällig, dass du montags morgens wieder topfit bist. Lass mich mal im Internet nachsehen.
Y: Nee jetzt. Die Zeit kannst du dir bestimmt sparen.
(kurze Pause)
x: Na sieh mal einer an, da steht etwas von Sonntagsdepression. Und weißt du was, kluge Menschen sollen besonders häufig betroffen sein. Helfen kann ein Spaziergang an der frischen Luft und Kontakt zu Freunden und Verwandten. Also los!

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Sonntagsellergie! Herrlich! Danke, liebe Henriette und herzliche Grüße!

Beitrag 9

Autor: Daniela Krause

Liebe Ildikó,

für mich liegt im Sonntag die ganze Melancholie des Lebens. Es ist ein Übergangstag, der sich für mich schon als Kind in zwei Hälften teilte. Die erste positive Seite etwa bis 16.30 Uhr, dann die andere. Aber er kommt heute in der ersten Hälfte nicht an den Glanz meiner Kindheit heran: Ein langes, ausgiebiges Frühstück mit schönem Geschirr (nicht das zusammengestückelte wie unter der Woche), Toast (welch ein Luxus) und Ei und Schinken und Bresso! Außerdem Papa ewig zeitunglesend am Tisch dabei. Sogar eine Kerze brannte und im Radio als Hintergrundrauschen das "Morgenläuten" des SWR. Wenn ich große Sehnsucht nach diesem Geborgenheitsgefühl habe, mache ich mir heute noch gelegentlich einen Toast, bestreiche ihn zart mit Butter und schneide sorgsam ein sehr hart gekochtes Ei darüber. Das Knirschen beim Reinbeißen bringt mich sofort wieder in dieses Sonntagmorgengefühl. Während meiner Schwangerschaft bescherte ich mir dieses Toast-Glück jeden Abend (hat geholfen, wir haben einen tollen Sohn!).
Heute meine ich immer noch, ich müsste sonntags etwas Besonderes zum Mittagessen kochen, es gelingt mal mehr, mal weniger. Heute zieht sich auch kein Mensch mehr Sonntagskleidung an, der Sonntag ist ein bisschen zum normalen Wochentag ohne Arbeit verkommen. Aber innerlich ist bei mir immer Sonntag.
Am späten Nachmittag kippt es an, der Übergang zur neuen Woche beginnt. Ich war noch nie besonders angetan von Übergängen, sie gelingen mir nicht gut. Deshalb mag ich auch den Januar nicht so, das Zurückschauen und das Vorwärtsblicken gleichzeitig, der Januskopf steht mir nicht.

Der Sonntag symbolisiert für mich, dass in allem Schönen, Einzigartigen schon der Abschied, der Wechsel liegt. Ich bin deshalb ein großer Fan des Freitagabends, da liegt alles noch satt vor einem, das Ende der Woche ist klar. Den zelebrieren wir immer sehr mit Käseplatte, Brezeln, Rotwein und Limonade! Schon donnerstagsnachmittags wächst in mir die unbändige Vorfreude auf den nächsten Abend.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Daniela,


jetzt, wo ich Deine Zeilen lese, fällt mir erst auf, dass es mir ganz genauso geht. Ich konnte es bloß nie ausdrücken oder so richtig auf die Bewusstseinsebene heben, was meinen inneren Zwiespalt dem Sonntag und tatsächlich auch dem Januar gegenüber ausmacht. Jetzt weiß ich es und danke Dir dafür sehr!

Herzliche Grüße!

Ildikó

Beitrag 10

Autor: Anna Schuh

Für mich ist der Sonntag der schönste Tag der Woche! Er gehört nur mir.
Ich trinke meinen Kaffee im Bett, lese, spiele auf dem IPad. Irgendwann stehe ich auf, frühstücke spät und dann gehen wir oft eine längere Runde spazieren. Wir suchen uns neue Orte aus, wo wir noch nicht gegangen sind. Mein Mann macht Fotos, ich schaue mir die Landschaft einfach so an und genieße den weiten Blick.
Wenn wir anschließend nach Hause kommen, zu dieser Jahreszeit (Dezember) etwas durchgefroren, trinken wir etwas warmes. Oft bearbeitet mein Mann seine Fotos, ich lese oder male und die Stimmung ist schön, ruhig, entspannt.
Später bereiten wir das Essen zu, manchmal er, manchmal ich, manchmal zusammen.
Und dann endet er (leider) langsam, der wunderbare Sonntag, der Tag, der nur dafür da ist mir Freude zu bereiten.


Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Anne, Du bist eine Sonntagskünstlerin, das klingt wunderbar! Ich wünsche Dir noch unzählige glückliche Sonntage! Deine Ildikó

Beitrag 11

Autor: Barbara Ilg

Ein Sonntag in meiner Kindheit ? Sofort kommt ein Unwohlsein in mir auf. Sonntag verbinde ich mit den braunen, schweren, "gepflegten " Tellern statt der schönen blau/weissen, welche unter der Woche benutzt wurden. Das Essen war auch schwer. Irgendein Braten, Reh oder Kaninchen, Kartoffeln oder Kloese und viel Rotkohl und diese braune schwere Bratensosse. Am besten noch frisch aus dem Roemertopf. Dieser schwere Topf. Sonntag verbringt man in der Familie. Sozusagen das wöchentliche Weihnachten. Und abends bereitet man sich auf die Woche vor. Der Sonntag war schwer. Der Samstag war leicht und unbeschwerlich. Würstchen mit Kartoffelsalat statt Rehbraten. Wetten dass statt Tatort. Später diente der Samstag dem Ausgehen, dem Spasshaben, dem Feiern und der Sonntag dem Rauschausschlafen, dem Regenerieren. Durch mein Krankenschwesterdasein habe ich dem Sonntag seine Leichtigkeit zurückgegeben. Arbeiten, aber viel leichter und ruhiger als unter der Woche. Hinzu kommt eine gute Bezahlung, Wochenendzulage und die mitleidigen Worte der Patienten: jetzt müssen Sie auch noch am Sonntag arbeiten! Wenn ihr wuesstet wie gerne ich Sonntags arbeite! Und manchmal habe ich dann Montags auch noch frei !!!

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Danke, liebe Barbara. Die schwere Sauce, das Rauschausschlafen, der freie Montag! Bin gerne mit Dir auf Deinen Feldzug zur Zurückeroberung der Sonntagsleichtigkeit gegangen. Herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 12

Autor: Lisa Schöni

Sonntag - Der Wochentag, welcher der Sonne gewidmet ist, hell, freundlich und der Tag, an dem selbst Gott ruhte.
Als Kind war es der Tag, an dem man sich gefreut hat, wenn einmal ein Ausflug oder Besuch anstanden oder man einfach nur spielen durfte, so viel man wollte, ohne erst Hausaufgaben erledigen zu müssen. In den frühen Zwanzigern war es der Tag, an dem man seinen Kater von der durchtanzten Nacht ausgeschlafen hat, ohne sich um verschwendete Zeit zu sorgen. Es ist ja schließlich noch so viel davon übrig!
Inzwischen, mit Mitte 30, ist es der Tag, an dem man sich so gut überlegt, wie man ihn zu einem schönen und besonderen Tag macht, dass man sich dabei beinahe unter Druck setzt. Immerhin sitzt dem Sonntag stets der bedrohliche Montag im Nacken, der Tag, an dem einen der grausame Alltag gewaltsam einnimmt und das schöne, traumhafte Luftschloss der Unbeschwertheit des Sonntags stürzt und erobert.
Manchmal wünsche ich mir da die unbekümmerten sonntags meiner Kindheit und der frühen 20er zurück und verdränge dabei, dass sie einer gänzlich in mir ruhenden Einstellung entsprungen sind. Ein Hoch auf die befreiende Wirkung der Selbstreflexion.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

:-)))) Ein Hoch auf die befreiende Wirkung der Selbstrefelxion - dem ist nicht hinzuzufügen. Danke, liebe Lisa und herzliche Grüße von Deiner Ildikó

Beitrag 13

Autor: Anja Reetz


Sonntage waren entweder immer sehr anstrengend da sehr ruhig bei mir. Früher gab es die Tage wo man Oma und Opa besuchte, Fahrradausflüge machten, auf dem Minigolfplatz verbracht hatte.
Besondere Tage waren Wellenbadbesuche oder Spaziergänge an der Ostsee wo man hinterher bei Niederegger landete.
Dann gab es Tage, wo man einfach zu Hause blieb.
Als Kind fand ich das manchmal sehr langweilig aber auch schön.
Ich, Einzelkind habe früh gelernt, mich selbst zu beschäftigen.
Meist malte ich an diesen Tage. Ich hörte Kassetten, Hanni und Nanni, Bibi Blocksberg, später TKKG und viele andere. Manchmal aber war das sehr langweilig, weil ich einfach keine Lust hatte mich selbst zu beschäftigen. Meistens waren meine Eltern mit dem riesigen Garten beschäftigt.
Heute ist das anders. Vor der Pandemie bin ich mit meinem Mann regelmäßig sonntags in den Gottesdienst gegangen und hinterher haben wir eine kleine Runde gedreht, sind Kaffee trinken gegangen, haben Zeitschriften im Café gelesen und nun jetzt heute sieht es wieder anders aus.
Man bleibt zu Hause, trinkt zu Hause sein Kaffee, guckt am Wochenende den Gottesdienst auf YouTube, macht Spaziergang guckt in das Fenster vom Lieblingscafé und verspürt eine kleine Sehnsucht nach dem was man nicht hat.
Ja so ist es. Während ich das hier schreibe, denke ich, ich habe etwas verloren aber auch etwas gewonnen. Sehnsucht, Sehnsucht nach Dingen, die für mich zum Alltag gehörten und nun viel mehr wertgeschätzt werden. Es gibt auch neue Dinge, wofür ich mich begeistere #morningelfchen. Jeden Morgen beim Frühstück oder beim 2. Kaffee schreibe ich mindestens ein #morningelfchen. Entstanden ist das aus den klassischen #morningpages. Die mir einfach zu lang sind. Meine heutigen #morningelfchen teile ich hier mal mit Euch.

Winterzauber
Überall Punkten
Das Rätsel lösen
Wo das Glück wohnt
Wunderkerzen

Sonntag
Großeltern besuchen
Ausflüge mit Eltern
Veränderung im Laufe der Jahre
Rückblick

Dieser Gedanken Ausflug hat mir sehr gut gefallen. Vielen Dank für diesen Impuls ich hoffe, dass sich das Tagebuch noch mit vielen Ausflügen füllt.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Anja,

vielen Dank, dass Du so schön in Worte fasst, dass die Sehnsucht ein Geschenk sein kann!

Herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 14

Autor: Tanja Wagner

In meiner Kindheit war Sonntag zuerst Gottesdienst ,danach Mittagessen(natürlich Suppe, Hauptgericht, Nachspeise) unter der Woche,gab es halt was "schnelles",
Und am Nachmittag Ausflug,an den See oder Eis essen oder zum Pony reiten...
Und der Papa war auch dabei und hatte mal Zeit für die Familie.
Keine Ahnung was wir bei schlechtem Wetter gemacht haben, ob ich mich da zu Tode gelangweilt hab oder mit meinem Bruder gestritten hab bis es ein Donnerwetter gegeben hat....wie Sie schon in ihren Büchen schreiben, man behält sich einfach die schönen Dinge im Gedächtnis von seiner Kindheit.
Mit meiner eigenen Familie wollt ich das auch so machen, gemeinsame Unternehmungen usw ,hat auch gut geklappt, bei schlechtem Wetter, Brettspiele bei schönem Wetter baden...
Bis ich auf einmal zwei Teenager hatte,
Spaziergang blöd, Ausflug blöd (soll man ja früher aufstehen)
Die wollten plötzlich ihr eigenes Ding machen,das war echt hart,(da wären wir auch beim Thema los lassen der Kids)
Bis ich dann verstanden hab, dass unsere Kinder die ganze Woche über auch ihren anstrengend Alltag haben mit Schule, Lernen, Hobby - die wollen einfach chillen oder Freunde treffen am Sonntag.
Jetzt gestalte ich meinen Sonntag mit meinem Mann z.B.Fahrradtouren,seit ich mir ein E Bike gekauft hab, macht das auch richtig Spaß:)und ich komm meiner Sportskanone auch hinter her:)
Oder ich sitze auf der Terrasse mit Kaffee und Kuchen und lese ihre wunderbaren Bücher, liebe Ildiko.
Am Ende des Sonntags sind Alle happy(meistens auf jeden Fall) und wir können gestärkt in die neue Woche gehen. Seit ich nicht mehr soviel Erwartungen in den Sonntag stelle, freue ich mich wieder auf die Sonntage.
Eine gute Woche noch und an Alle einen schönen Sonntag :)
Liebe Grüße Tanja

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Tanja!

Das ist wirklich ein guter Rat, vom Sonntag nicht mehr so viel zu erwarten, den armen Tag nicht so unter Druck zu setzen - und letzlich auch jeden seiner Wege ziehen zu lassen.

Danke! Herzlich!

Ildikó

Beitrag 15

Autor: Patricia Hohm

Liebe Ildiko,
Auch ich bin ein Einzelkind und deine Schilderung kommt mir sehr bekannt vor, denn bei mir war es sehr ähnlich. Ich habe die anderen Kinder immer darum beneidet, dass ihre Eltern sonntags mit ihnen Ausflüge unternahmen.
Ich kann mich noch sehr gut an die Montage in der 1. und 2. Klasse der Grundschule erinnern, die immer damit begannen, dass alle Kinder in einem Erzählkreis zusammenkamen und über ihren Familiensonntag erzählen durften. Ich hasste den Moment, wenn ich an der Reihe war, ich hatte nämlich nichts zu berichten. Also dachte ich mir meistens Geschichten aus. Auf meinen Zeugnissen stand dann später "Patricia erzählt gern kleine Geschichten"...offenbar hatten mich meine Lehrerinnen durchschaut.
Für mich stand schon früh fest, dass ich es mit meinen eigenen Kindern einmal anders machen würde. Ich würde ihnen all meine Aufmerksamkeit schenken und ihnen eine schöne Kindheit bereiten. So machte ich es dann auch mit meinen beiden. Wir waren immer unterwegs, im Wald, auf dem Spielplatz, im Museum, beim Schwimmen...
Sie sollten immer etwas über ihren Sonntag zu erzählen haben.
Nur irgendwann nach ein paar Jahren baten mich meine Kinder dann darum, doch bitte sonntags auch mal nichts tun zu dürfen. Sie wollten zuhause bleiben, den ganzen Tag im Schlafanzug herumrennen, Pizza bestellen und faul sein.
Ich musste mir eingestehen, dass ich aus meinem Wunsch heraus, es besser zu machen, einen ziemlichen Wochenendstress aufgebaut hatte. Ich hatte es schlichtweg verpasst, den Mittelweg zu finden.
Heute beraten wir uns als Familie immer freitags, ob wir am Wochenende etwas unternehmen wollen oder nicht. Der Sonntag ist uns inzwischen eher als Ruhe- und Klöntag heilig geworden. Auch ich liebe es inzwischen, es mir am Sonntag einfach gemütlich zu machen. Wir backen gerne Kuchen, spielen Karten, schauen Filme oder jeder macht einfach, worauf er Lust hat und das Beste daran: jeder ist sehr glücklich damit.


Kommentar von Ildikó von Kürthy

Danke, liebe Patricia, das ist interessant, wie sich Deine Sonntage verändert haben und nun letztlich zu Tagen geworden sind,

die für alle Wohlfühltage sind. Das klingt toll!

Danke für Deinen Text und herzliche Grüße!

Ildikó

Beitrag 16

Autor: Andreas S.

Ein Sonntagsspaziergang zu sich Selbst,
fern der Zerstreuung des Alltags,
Schnee liegt über der Landschaft,
es erstrecken sich die Berge in das Himmelblau,
weit ins Tal windet sich mein Weg.
Entlang dem fast zugefrorenem Bach,
höre ich dem Wasser zu,
wie es plätschert und fließt,
in kleinen Wellen über glatte Kieselsteine.
Wie stets, Gedanken über Gedanken,
aber nun atme ich des Winters kalte Luft,
dessen Klarheit durchströmt mich,
mein Atem gesellt sich zum Morgennebel.
Unbeirrt der Wolken, der dunklen Tannen,
scheint ein wenig die Sonne hindurch,
streichelt mein Gesicht,
und weist mir den Pfad im Äußeren wie im Inneren,
Alles Leben scheint versteckt,
unter dieser glitzernden Schneedecke,
die alle Geräusche dämpft.
Schritt für Schritt gehe ich,
achtsam der inneren Einkehr entgegen.
In weiter Ferne bellt ein Hund,
der Wind trägt leises Glockengeläut,
Stille in diesem Augenblick in mir,
ein weißes Blatt Leben,
das ich wieder neu beschreiben kann,
ein kleines Schneeglöckchen wird es verkünden,
wenn der Frühling naht.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Danke! Wunderschön. Mehr gib es dazu nicht zu sagen :-)

Herzlich!

Deine

Ildikó

Beitrag 17

Autor: Jutta Kretschmer

Liebe Ildikó!

Wenn ich so zurückdenke an meine Kindheit, habe ich gute Erinnerungen an die Sonn - und Feiertage. Zum Einen war mein Vater an diesem Tag immer zuhause. Unter der Woche war er geschäftlich viel unterwegs. Er hatte in den fünfziger Jahren die Verantwortung über einen Schleusenbau. Wenn mal in einem Schleusenbecken das Wasser für einen Weiterbau abgelassen wurde, brachte das Familienoberhaupt viele Aale mit. Die kamen dann in die Familienbadewanne und wurden an den Sonntagen zubereitet. Manchmal hüpften sie fast aus der Pfanne, so dass meine Mutter schnell den Deckel auflegen musste. Die Wanne wurde so lange nicht benutzt, bis alle Tiere verzehrt waren. An manchen Sonntagen, wenn das Wetter es zuließ, ging die Familie wandern. Dann wurden belegte Brote und Tee eingepackt, denn das Einkehren war, bei 4 Kindern, meinen Eltern einfach zu teuer. Außerdem gab es an jedem ersten Sonntag im Monat Taschengeld. Das war sehr schön, aber auch mit Unwohlsein verbunden. Denn wir mussten jeden Groschen abrechnen und vorlegen. „Mutti, Mutti, mir fehlen 50 Pfennig?“ Darauf antwortete meine Mutter „schreib ein Schulheft ins Buch, so etwas brauchst du doch immer.“

Viele Jahre später, sahen die Sonntage so aus. Mein Mann bestand darauf, dass die Familie zusammen um 8 Uhr frühstückte. Das war, um so älter unsere Tochter (13 Jahre aufwärts) wurde immer krampfiger.

Mein Mann, wollte nichts unternehmen, er wäre unter der Woche ständig unterwegs, so wolle er den Sonntag nur zum Abhängen nutzen. Im Sommer lag er am Nachmittag oft auf der Liege im Garten, trank 1-2...? Flaschen Bier und bedauerte sich abgrundtief selbst, weil er am nächsten Tag schon wieder Arbeiten musste. So nutzen Mutter und Tochter den Nachmittag und fuhren mit den Fahrrädern spazieren. Oft war aber auch eine ihrer Freundinnen bei uns zu Besuch und die Mädchen hatten dann so ihren Spaß.

Und heute liebe ich den Sonntag. Er fängt damit an, dass mein Göttergatte von außen die Schlafzimmertüre leise zumacht und das Frühstück richtet, mit Ei, knusprigen Brötchen, Schinken, Käse, Marmelade und einem duftenden frisch gebrühten Kaffee. Später setze ich mich in eine Kuschelecke und lese entweder die Zeitung, die Brigitte oder ein Buch. Das Sonntagsmittagessen bereite immer ich zu, mit Vorspeise, Hauptspeise, die immer mit, oder aus Hähnchen -, Puten - oder Lammfleisch besteht. Denn unter der Woche essen wir kein Fleisch. Der krönende Abschluss ist ein leckeres Dessert. Nachmittags gehen wir spazieren, oder fahren mit der Straßenbahn in der Gegend herum. Wenn wir nachhause kommen, trinken wir gemütlich Kaffee mit einem Stück Kuchen und spielen anschließend Karten oder sitzen entspannt am PC.
Mit einem Glas Rotwein, ich leider nur Tee und Erdnüsschen, läuten wir später den Sonntagabend ein.
Also wir zelebrieren diesen Tag und genießen ihn total stressfrei.

Nur jetzt in Zeiten von Corona wie gerne würde ich am Morgen aufwachen und die Pandemie wäre vorbei, einfach verschwunden, nicht existent. Ach wäre das schön, dann könnten wir wenigstens wieder Straßenbahn fahren, oder mal ein Bier trinken gehen, oder meine Tochter und die Enkel ab knuddeln Oder, oder.....

Viele liebe Grüße von Jutta

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Jutta,


vielen Dank, dass Du mich mitgenommen hast in Deine Sonntags-Welt! Ein wunderschöner Ausflug für mich - die Aale in der Wanne sehe ich vor mir und lache mich kaputt. Und wie schön, dass nun auch Dein Mann zu so einer entspannten Sonntags-Haltung gefunden hat - da sag noch einer, Menschen könnten sich nicht ändern :-)

Ich wünsche Dir und Euch noch viele schöne Sonntage und grüße Dich sehr herzlich!

Deine

Ildikó

Beitrag 18

Autor: Regine Kienel


Sonntag ist ein Tag, der Tag, an dem ich versuche nichts zu tun. Zumindest im Winter gelingt mir das ganz gut. Zu entspannen, zu lesen, mit einer Freundin und mit meinen Kindern telefonieren, vielleicht einen Kuchen backen, oder sich verwöhnen, einfach sich was gutes tun. So wie diesen Sonntag. Da stand ein volles und ausgiebiges Beautyprogramm auf dem Plan. Nach einem wohltuenden Bad den Körper cremen, von oben nach unten, von hinten nach vorne und umgekehrt. Dazu schöne Düfte, ein Glas Sekt, was braucht die Seele mehr? Ich habe es genossen. Nicht immer, bzw. allzu oft nehme ich mir Zeit für mich. Wenn der Frühling kommt, lockt mich mein Garten heraus und ich kann einfach nicht aufhören in der Erde zu buddeln und wühlen. Allerdings tut mir das sehr gut und macht mich glücklich. Früher in meiner Kindheit sahen die Sonntage oft anders aus.
Meistens verbrachten wir, meine Schwestern und ich, diese mit wandern und klettern in den Bergen der Sächsischen Schweiz. Das ganze Wochenende waren wir unterwegs. Damit meine Mutter mal Ruhe hatte von ihren 4 Töchtern, ging es schon Samstag früh gegen 7 Uhr los zum Zug. Kein ausschlafen, keine Zeit mal nur mit mir zu sein und seinen Gedanken nachhängen. Immer war was los. Natürlich war das auch eine sehr schöne Zeit in der ich viel erlebt habe. Als Kind nimmt man das ja auch ganz anders wahr, als heute im Rückblick. Ich hätte es nur nicht so oft gebraucht. Sonntag Abend war dann meist unangenehm, weil die Hausaufgaben noch gemacht werden mussten, zu denen ich dann keine Lust mehr hatte. Wo war das Wochenende? Dafür sehen die Sonntag heute anders aus, in denen ich schöne Dinge tue. Entweder alleine mit mir, mit Freunden oder meinen Kindern, im Garten, auf dem Rad oder zu Fuß oder auf der Couch. So wie diesen Sonntag. Das Leben ist schön.
Herzliche Grüße und eine tolle Woche.
Ihre Regine

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Regine!

Vielen Dankf für diesen wunderschönen "Sonntagsausflug"!

Ihre

Ildikó

Beitrag 19

Autor: Sabine Scheibner


Meine Sonntage sind meinen Lebensphasen zugeordnet: in der Kindheit und Jugend langweilig mit angespannten Sonntagsspaziergängen, später Reisen über das verlängerte Wochenende, dank einer Teilzeitstelle und noch später dann gerne ausschlafend, um dem Familienalltag für ein/zwei Stunden zu entfliehen. Meine Erzählung spielt in Phase drei:

Neulich hat mich meine Schwester am Telefon gefragt: "Und hast Du Deinen Krötenschlamm schon getrunken?" Sie meint mein Darmreinigungspulver aus Topinamburknolle, Papayablättern, Löwenzahnwurzeln und Mariendistelsamen, das ich seit zwei Wochen morgens und abends in Reismilch und Fruchtsäfte einrühre und in kleinen Schlucken trinke.

Sie macht sich hin und wieder lustig über meine neuesten Errungenschaften, von denen ich ihr vorschwärme, die ab sofort mein Leben positiv verändern werden. Sonntags, so zwischen zehn und elf Uhr telefonieren wir, von Bett zu Bett, von Frau zu Frau und von Sonntag zu Sonntag, über alles was uns bewegt und uns auf dem Weg zur Erleuchtung unterstützt. Wir sind ein eingespieltes Team, kommen meist ohne Umschweife zum Thema und finden in der Regel eine Synthese, selten bleibt ein Gespräch in der Luft hängen. Beide sind wir Fans von Ratgeberbüchern, von denen wir eine stattliche Anzahl besitzen: "Relax in the city", "Aufgeräumt leben",, "Zen oder die Kunst den Mond abzustauben", steht auf den Buchrücken. Je nach Thema muss ich nur in den Stapel greifen, der neben meinem Bett wächst, treffsicher finde ich die passenden Passagen, die ich in unsere Gespräche einfließen lasse, wenn es um vegane Ernährung, Effektive Mikroorganismen, Gewaltfreie Kommunikation, oder um Selbstfindung geht. Meine Schwester ergänzt dann locker mit ihrem Bücherschrank: "Lebe das Leben von dem Du träumst", "Sei einzig, nicht artig!," "Auf ins fette, pralle Leben". Mit workshops und Seminaren arbeiten wir an unserer Persönlichkeit, unserer Selbstoptimierung. Bei gelegentlichen Durchhängern bauen wir uns gegenseitig auf.

"Und hast Du Deinen Krötenschlamm schon getrunken, Schwesterherz?" "Nein", gebe ich kleinlaut zu, weil sie mich mal wieder bei einer Inkonsequenz ertappt hat. Mit: "Wie geht's?" versuche ich das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. "Gut", höre ich am anderen Ende, "ich habe mir gestern eine Neuerscheinung gekauft. Rat mal wie das Buch heißt: "Ich bleib so Scheiße wie ich bin".. Soll ich es Dir mal ausleihen?"


Mit herzlichen Grüßen von
Sabine

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Ha, liebe Sabine, das Buch kenne ich und liebe es sehr! Danke für Deinen Beitrag und Prost für die nächsten Gläser Krötenschlamm! Herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 20

Autor: Claudia aus Berlin

Liebe Ildikó,

Sonntag - das ist für mich der Tag an dem alles möglich scheint, was Montag bis Samstag unmöglich scheint. Sonntags scheinen, wie von Zauberhand, stets alle Türen geöffnet, die sonst verschlossen scheinen. 

Für Dinge, die ich ändern will, habe ich stets an Sonntagen die Kraft und hoffe, dass sie mich durch die restlichen Wochentage trägt und nicht schon montags wieder verlässt und sich die eben noch offen geglaubten Türen wieder schließen.

Sonntags fällt mir ein, welche Träume ich mir noch erfüllen möchte, was mir wirklich wichtig ist, bei wem ich mich dringend mal wieder melden sollte; und sonntags erscheint das auch gar nicht so schwer, weil ich den Alltagstrott der Woche hinter mir lasse. Ich kann meinen Gedanken nachhängen und mich neu ausrichten, wenn ich es denn möchte. Prüfen, ob die gewählte Komfortzone noch komfortabel ist oder ob ich sie verlassen muss, weil sie sich verändert hat und ich mich erst wieder bewegen muss, um die jetzige zu erreichen.

Ohne Sonntage würde mir etwas Wichtiges fehlen: Die Möglichkeit zu reflektieren und sich immer wieder neu auszurichten, um mit gewählten, aber eben auch nicht gewählten Veränderungen des Lebens zurechtzukommen.

Kurz, ich möchte den Sonntag nicht missen!

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Danke, liebe Claudia, Dein Text hat mich in eine wunderbare, motivierte, positive Stimmung gebracht! Fühlt sich an wie Sonntag - ist aber Mittwoch :-)

Sehr herzlich!

Deine

Ildikó

Beitrag 21

Autor: Silke Rohrmoser

Liebe Ildikò,
was für eine schöne Idee, seine Leser zum Schreiben einzuladen! Danke dafür!

Für mich gibt es zwei Arten von Sonntag.
Ich liege im Bett und noch mit geschlossenen Augen überlege ich krampfhaft was für ein Wochentag heute wohl ist. Sonntag! Ah! Wohliges Durchatmen, Strecken, Umdrehen und noch ein wenig Dösen. Herrlich! Dann ein gemütliches Sonntagsfrühstück auf der Terrasse, ein Gartentag oder ein Ausflug mit Hund und Fahrrad? Vielleicht zum See? Und später einen gekühlten Aperitiv vor einem leckeren Abendessen mit Familie oder Freunden, das sind Sonntage wie aus dem Bilderbuch.
Da sind aber noch die anderen Sonntage, die, die nicht mit einem wohligen Gefühl beginnen, sondern eher mit einem kleinen Schrecken oder Grauen, einem unangenehmen Ziehen in der Magengegend. Montag steht vor der Tür, viele Dinge sind noch zu überdenken und zu erledigen, ein unangenehmer Termin steht ins Haus, eine lange anstrengende Woche will bewältigt werden. Sorgen lassen den Sonntag grau und trüb aussehen. Alleinsein kann heute nicht genossen werden, sondern wiegt schwer. Ich weiß nicht so recht wohin mit mir. Da hilft nur eins, raus an die frische Luft!

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Silke - danke für Deinen Text, ich wünsche Dir noch sehr sehr viele Sonntage der ersten Kathegorie :-) Herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 22

Autor: Sarah LaMilan

Ich finde Sonntage überhaupt nicht traurig. Im Gegenteil. Sie sind mein ruhiger Hafen in dieser geschäftigen Welt. Der Sonntag ist mein Urlaub vom Alltag. Ich arbeite nicht und wende mich stattdessen mir und meiner Familie zu. Mir ist der Sonntag heilig. Ich genieße die Stille und sammle Kraft für die nächste stressige Woche voller Aufgaben. Ich beobachte Schmetterlinge im Wind und Schneeflocken, die durch die Luft tanzen. Ich genieße die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Nase und das Lachen meiner Tochter. Sonntags steht die Welt kurz still und ich atme tief ein und aus.


Kommentar von Ildikó von Kürthy

Danke, liebe Sarah - ich wünsche Dir noch unzählige solcher schöner Sonntage! Herzlich! Ildikó

Beitrag 23

Autor: Silke Hinze

Der Sonntag zeigt dir alles auf: Die Leere, die du zu verdrängen versuchst, die Fülle, wenn du gerade aus dem Vollen schöpfst, die Unruhe vor dem Montag, wenn du im falschen Job gefangen bist, das schlechte Gewissen, wenn du deine Eltern nicht besucht oder angerufen hast, die Freude, wenn du sie dir und den Lieblingsmenschen breitet hast oder sie dir sogar breitet wurde, die Sehnsucht nach jemandem den du vermisst oder dem Leben, das du nicht führst, den Genuss, wenn du ihn dir gönnst, die Natur, die es in jeder Facette, gerne mit Hund, zu entdecken gibt, und das gute Gefühl nach einer großen Runde in der Natur, geradelt, gejoggt oder gegangen. Er zeigt dir, wie so mancher Feiertag, wenn du zu viele Erwartungen an ihn hast, und er verhöhnt dich, wenn du ihn nicht genußvoll und wohltuend faul, sondern destruktiv, verdaddelt hast. Er ist der Spiegel deiner Seele und multipliziert deine aktuelle Gefühlslage ins schier unendliche. Er zeigt dir auf, ob du noch in den richtigen Schuhen steckst. Je nachdem, ist er also wunderschön oder grausam, melancholisch oder leicht, manchmal trägt er dich entspannt durch sich hindurch und manchmal liegt er dir bleischwer auf der Seele. Er zeigt dir auch, ob du ihn mit den richtigen Personen verbringst, einschließlich deiner Selbst. Wenn dir irgendein Tag zeigt, ob alles mir dir und deinem Leben okay ist, dann der Sonntag. Ob du panisch Leere füllst, bleierne Schwere fühlst oder dich räkelnd und entspannt mit mehr oder weniger Tatendrang auf ihn einlässt. Empfange die Signale. In diesem Sinne wünsche ich vielen tollen Frauen viele schöne Wohlfühlsonntage !

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Silke, tausend Dank für diesen klugen und warmherzigen Text. Ich bemerkte beim Lesen, dass meine Sonntage zu Zeit viel zu sehr den Wochentagen gleichen und ich fast taub geworden bin, für die Signale, die er mir sendet. Deine Worte haben mich sehr berührt. Den nächsten Sonntag werde ich ganz bewusst einen Sonntag sein lassen. Herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 24

Autor: Andrea Löher

Liebe Ildikó,

vielen Dank für die Einladung zum Gedankenaustausch zum Sonntag.

Meine Sonntage wecken in mir unterschiedliche Gefühle. Ich sehe den Sonntag aus verschiedenen
zeitlichen Perspektiven . Ab donnerstags freue ich mich auf das schon förmlich greifbare Wochenende und somit dann ja automatisch auch auf den Sonntag. Dann folgen meine Lieblingstage: Freitag – weil dann quasi
das Wochenende vor der Tür steht und der herrlichste aller Tage, der Samstag. An dieser Stelle könnte
ich ins Schwärmen geraten, weil ich den Samstag so liebe. Aber hier schreibe ich ja eine Sonntagsseite.

Darum folgt jetzt ein bewusster Absatz – es folgt der Sonntag.
Je näher dieser freie Tag kommt, um so gedanklich bedrohlicher wird er für mich. Da hat sich seit meiner Kindheit nicht viel dran geändert. Sonntags habe ich den Sonntagsblick.
Wenn ich mich an Ereignisse – auch wenn Sie schon Jahre oder Jahrzehnte zurückliegen – erinnere,
weiss ich immer ganz genau, ob das Erlebte an einem Sonntag war.
Den an diesem Tag habe ich meistens eine dunkle, schwere Wolke über mir und diese besagte
Wolke taucht dann automatisch auch in meinen Erinnerungen wieder auf.

Warum ist das so?? Vielleicht habe ich sonntags zu viel Zeit zum Nachdenken? Vielleicht fehlt die
Struktur vom Alltag, die mir Sicherheit gibt? Oder liegt es daran, dass man jede Woche aufs Neue
möglichst stark durch den Alltag mit all seinen Herausforderungen, Terminen und Erwartungen
gehen muss. Seit einem Jahr kommt erschwerlicher Weise hinzu, dass ich sonntags abends
nach dem (meistens langweiligen) Tatort von meinem Mann Abschied nehmen muss. Mein Mann
arbeitet im Hohen Norden und die Woche beginnt für ihn sonntags abends mit der
4-stündigen Fahrt in Richtung Arbeitsplatz bzw. erst mal zur Wohnung.
(Das ist die erfahrungsgemäß beste Zeit, um ohne Verkehr und ohne Stau am/im
Elbtunnel ans Ziel zu kommen). Seit dieser beruflichen Veränderung ist der Sonntag für mich
nochmal mehr ein anderer, obwohl wir diese Entscheidung ganz bewusst zusammen getroffen
haben.

Nun möchte ich an dieser Stelle aber gerne positiv enden...Es riecht nach Mittagessen. Unser
13 jähriger Sohn Max bekocht uns heute J. Es gibt ein leckeres WOK-Gericht.
Und was mir natürlich an Sonntagen auch gefällt ist, dass wir morgens ausschlafen können.

Ganz viele Grüsse und einen schönen Sonntag,

Andrea

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Andrea!

Neulich ist mein Mann an einem Sonntagabend zu einer dienstlichen Reise aufgebrochen. Er hatte mir und den Kindern noch die von ihm slebst gebackene Pizza in den Ofen geschoben und brach um kurz vor acht auf. Das war so schrecklich! Über dem ganzen Tag hatte schon diese unschöne Erwartung des Abschieds gelegen und ich habe richtig gelitten. Und das haben Sie nun an jedem Sonntag durchzustehen. Ich verstehe total, dass das einem aufs Gemüt schlägt. 

Mein Verhältnis zum Sonntag ist ja auch zwiegespalten und ich gebe Ihnen Recht: Der Samstag ist uneingeschränkt wunderbar!

Ich wünsche uns eine Menge schöner Tage, egal, wie Sie heißen und grüße Sie sehr herzlich!

Ihre

Ildikó


Beitrag 25

Autor: Elisabeth Zuzok

Tja, der Sonntag- noch dazu dieser besondere, oder: der ein besonderer sein soll.
An diesem Ostersonntag habe ich es ein wiederholtes Mal genossen, antizyklisch unterwegs zu sein, heißt: nichts zu müssen.
Alles zu können.
Früh morgens ausgeschlafen aufgewacht, die morgendliche Ruhe genossen, der Magnolie Respekt gezollt, da sie sich so tapfer gegen den Frost wehrt.
Mit Freude den Tisch gedeckt, in Liebe mit der ganzen Familie gefrühstückt, sich zur Arbeit zurückgezogen, ganz bei sich.
Das Schöne am Sonntag, auch an diesem, ist, den ganzen Morgenwald für sich zu haben, ins kalte Wasser zu tauchen, glücklich heimzukehren.
Dem Himmel sei Dank: es gibt viele Menschen, die für mich das Kochen übernehmen, und jeder isst, was und wann er will: die Speisekammer ist unser Gastgeber heute.
Der Tag fließt für die ganze Familie ruhig und harmonisch vor sich hin.
So sollte ein Sonntag sein: ein allgemeiner, und dieser im Speziellen.
Frohe Ostern!

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Frohe Ostern, liebe Elisabeth und noch viele solcher wunderschönen Sonntage wünsche ich Ihnen!

Beitrag 26

Autor: Natalie C.

Sonntag war ein Tag der Rituale. So vorgezeichnet, so sicher, so klar. Da konnte man nicht aus dem Takt kommen. Sonntag war ein Tag für die ganze Familie - als alle noch zusammenkamen. Als es Allen noch wichtig war, zusammen zu sein. Als ich ein Kind war, Jugendlicher. Wann hat das aufgehört? 
Die Sonntage aus meiner Kindheit sind heute wie eine Decke, in die ich mich hüllen kann, wenn ich Sehnsucht nach früher habe.
Sonntage heute sind zweitgeteilt - vormittags noch Wochenende, am Nachmittag schweifen die Gedanken zu Montag, zu den To-Do-Punkten auf den Listen, die nie fertig werden.
Sonntage würde ich gerne konservieren, Mauern drumrum bauen. Einen Passierschein haben nur Dinge, die mir das Gefühl geben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Sonntage haben immer einen Hauch von Melancholie, als würde man nur sonntags ein Stück seiner Kindheit "verlieren", als würde man nur sonntags älter werden.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Ein Passierschein zum Schutz unserer Sonntage!

Dieser Forderung schließe ich mich vollumfänglich an, liebe Natalie! :-)

Sehr herzlich,

Deine

Ildikó

Beitrag 27

Autor: Tanja Scholz

Liebe Ildiko,
Sonntag ist für mich ein Relikt aus früheren Zeiten und ein Tag des Zwiespalts. Mache ich mich frei ? Wenn ja von was ? Halte ich inne ? Soll ich aktiv sein ? Pflege ich die Familie ? Mit gutem Essen ? Oder Pflege ich mich ? Mit einem Buch ? Mit einem Ausritt?
Muss ich den Tag eigentlich als Sonntag leben und auch feierlich als Sonntag beenden ?
Ich stelle mir diese Fragen eigentlich ehrlich gesagt jeden Sonntag und deswegen nervt mich dieser Tag und ich mag ihn deswegen auch garnicht so sehr. Kein Tag in der Woche hat diesen Charakter- nur der Sonntag halt. Ich glaube , es ist mit dem Sonntag wie mit der Langeweile- wenn man sie durchlebt - gefühlt ist sie in diesem Moment einfach blöd - aber gleichzeitig der Nährböden für Abstand , Kreativität und Veränderungen .

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Tanja,

mir geht es ähnlich. Irgendwie verlangt jeder Sonntag eine neue Entscheidung, wie ich mit ihm umgehen, als was ich ihn nehmen soll. Da lob ich mir den Montag, da stelle ich mir diese Fragen nicht ! :-)


Herzlich!


Ildikó


Beitrag 28

Autor: Andi S.

Ein freier Tag,
noch liege ich in dem warmen Federbette,
und ganz ohne Wecker öffnen sich langsam meine Augen.
Das Joch des täglichen Broterwerbs wurde mir Heute abgelegt,
zur Erholung, zum Kräftesammeln, für die noch kommenden Jahre der Schinderei.
Der Knechtschaft also entronnen, 
bereite ich mir mit kristallklarem Wasser und duftenden Kaffeepulver,
den heiß ersehnten Morgenkaffee.
In meiner Lieblingstasse mit dem Motiv „Hund kuschelt mit Katze“,
halte ich den noch frischen Morgen in meinen Händen.
Jetzt, in diesem Moment, kann ich mit neuer Willenskraft entscheiden, 
wähle ich die Hektik und unterwerfe ich mich freiwillig dem allgegenwärtigem Stress, 
kurz vor Weihnachten, wo alle die Einkaufsburgen stürmen, 
um verzweifelt für ihre Liebsten Geschenke zu suchen, 
als vollendete Wertschätzung und Ausdruck der Liebe, 
um unter dem Weihnachtsbaum sagen zu können: 
„Schau, so sehr kenne ich Dich,
ich bin hinausgezogen in das Getümmel, 
habe trotz der unendlichen Vielfalt, 
und obwohl unsere Wohnung übervoll mit Dingen ist, 
das absolut passende Geschenk für Dich gefunden“. 

Nein, da fange ich den neuen Tag doch lieber achtsam an, 
neulich stand doch was von einer japanischen Teezeremonie in der Frauenzeitschrift meiner Frau, 
genau so mache ich das jetzt mit dem Kaffeetrinken.
Wieviele verschiedene Hundebilder auf unseren Tassen sind,
ich meine, da fängt doch die pure Entspannung an, 
wenn man für sowas Zeit hat. 
Laßt mich heute ein Krösus der Zeit sein,
wie ein dickes Bündel Geldscheine, 
halte ich in diesem Moment die Zeit in den Händen,
und ich werde sie für die Muße großzügig verschwenden. 

Draußen scheint die Sonne, 
als Einladung zu einem Spaziergang über die Felder,
um frische Luft zu atmen und den weiten Himmel zu sehen, 
die Bäume haben ihre Blätter abgeworfen, die Böden sind umgegraben, 
die Natur macht eine Pause, aber viele von uns niemals.

Meine warme große Hand findet wie von selbst,
die zierliche Hand meiner Frau,
ich sehe in Ihre schönen Augen und sage,
alles was ich für Dich von Wert habe,
trage ich in mir, in meinem Herzen.
Ich höre Dir zu, ich sehe Dich an, ich halte zu Dir,
ich schenke Dir dieses Weihnachten nur Zeit.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Lieber Andi!


Oh, wie schön!!! Ein Krösus der Zeit bis Du - und ein großzügiger, liebevoller Verschenker!

Deine Zeilen lese ich an einem Sonntagmorgen - und beschließe, mir heute meine Zeit zu schenken.

Danke, dass Du mich daran erinnert hast, wie kostbar sie ist!

Herzlich,

Deine

Ildikó

Beitrag 29

Autor: Sophie Brennecke

Sonntag. Die Zeit steht still oder sie dreht durch. Da gibt es "von - bis" alles Szenarien. Früher, in meinen Erinnerungen sehe ich Ausflüge in den Vogesen. Burgruinen, Wanderwege, Bäume soweit das Auge reicht, Tommy (unser Hund) rennt wie verrückt hin und her. Es gibt Picknickdecken und viele leckere Brote, gekochte Eier mit Salz. Es gibt Papa am Steuer, Mama, die versucht uns Stadtkinder zu bändigen. Ich sehe ihr Lächeln, ich höre ihr Lachen. Wir wandern, reden, lachen oder fallen mal ins Wasser (kleine Bäche können schon recht tückisch sein). Wir legen für später, wie bei der Werbung für Vitamine, ein Depot an schönen Erinnerungen an. Diese kommen immer wieder hoch und erzeugen eine schmerzhafte Sehnsucht. Der Kopf steht nie still, auch Sonntage werden durchgereicht und inspiziert. Sie legen die Messlatte für das kürzlich gestrige und das Kommende ziemlich hoch. Aber war denn alles gut? Nein. Ich denke an meine Unlust als ich etwas älter war, an dieses Teenager Gemotze. Ich wollte später nicht fort, klassische Konzerte im TV mit der Familie fand ich öde und Kaffee Kränzchen mit Omis und Tanten langweilig. Und jetzt: Ja, jetzt ist sie da die Sehnsucht. 
Es ist schon wieder Sonntag: Brötchen holen. Die Männer (groß und klein) zanken sich. Wir so oft renne ich wie eine Ameise durch die Küche und finde keine Ruhe. Manchmal ist es schön. Bubi liebt sein Honigbrot, wir wollen unbedingt spazieren gehen, Aki ist zu Besuch. Ich liebe es. Dann werde ich erst recht wehmütig. Frauen sind schon sonderbar. 
An einem schönen Sonntag bin ich im Garten, wühle, schneide und gestalte, lasse der Natur viel Raum zu wachsen. Ich beobachte die Vögel beim anfliegen und rumpicken. Erhasche das Eichhörnchen, wenn es zu Besuch ist. An einem schönen Sonntag muss (warum eigentlich...) ein Kuchen gebacken werden. 

Sonntag: wie fand meine Mutter eigentlich die Sonntage? Als eher nicht berufstätig hat sie sicher versucht viel Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Das war ihr Auftritt, ihre Veranstaltung, bis wir alle fort waren. 
Heute würde sie sicher alles dafür gegen nochmal so einen Tag mit uns allen zu verbringen. Ich auch.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Danke, liebe Sophie, für diesen Sonntagsausflug in Deine Erinnerungen.

Und ja, schon ist sie da, die Sehnsucht! Selbst bei mir, obschon meine Sonntage oft langweilig und einsam waren, stellt sich oft Wehmut und Verklärung ein, wenn ich an früher denke.

Aber ich mag es, wenn die Vergangenheit ein schöner, vielleicht auch teilweise schön gemachter Ort ist, an den man sich immer wieder mal kurz zum Auftanken und Schwelgen zurückziehen kann.


Sei herzlich gegrüßt von

Deiner

Ildikó

Beitrag 30

Autor: Gabriele Grobe


Sonntage sind für mich Tage der Erinnerung und Hoffnung auf neue schöne Erinnerungen.

ERINNERUNGEN: Unruhige Sonntage mit drei kleinen Kindern. Museumsbesuche im Winter. Ausflüge in die Natur und Zoobesuche, spielen im Garten im Sommer. Immer laut, trubelig und aufregend. Unser kleines Bullerbü, die kleinen und großen Abenteuer. Manchmal Sehnsucht nach mehr Ruhe.
Später werden die Sonntage tatsächlich ruhiger. Die Kinder sind erwachsen. Lesen auf der Veranda an einem wunderschönen Sommertag. Neben mir meine vom Leben gezeichnete Tochter. Wir lesen uns gegenseitig Passagen aus den Büchern vor die wir gerade lesen. Meine stille Freude über die Seelenverwandschaft. Hinterher gemeinsames Erdbeerkuchenessen unter dem Sonnenschirm mit allen "Kindern" - im Bewusstsein über diesen besonderen Moment. Abends gemeinsames Grillen. Dankbarkeit das alles was mich glücklich macht bei mir ist, egal was morgen sein wird. Wir leben nur im "jetzt".
Eine Auszeit am Meer mit meiner Tochter. Muscheln suchen, Fisch und Krabben essen bis uns schlecht wird. Stundenlang auf das Meer schauen. Bücher lesen im Strandkorb. Ein Gewitter zieht auf aber wir bleiben im Strandkorb. Wir wollen keinen Moment verschenken. Der Strandkorbwärter der uns zum Schutz vor dem Gewitter und Regen das Absperrgitter und Decken vor dem Strandkorb drappiert. Wir beide gerührt von der Geste. Der perfekte Sonntag.
Sonntage sind die ruhigen Tage an denen ich mich an vergangene schöne Sonntage erinnern kann. Der Alltag hat Pause. Es kommen neue schöne Sonntage und die Erinnerung an die unwiederbringlichen ganz besonderen Momente kann ich jederzeit abrufen und mich an grauen, trostlosen Sonntagen an schönere Tage erinnern. Es wird wieder heller und Sommer - immer. Ich genieße jeden schönen Moment ganz bewusst. Sonntags ist perfekt dafür den Alltag auszublenden. Kleine Fluchten - immer sonntags.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Gabriele,


ich lese Deine Zeilen an einem Sonntagmorgen. Und ich bin so bewegt und gerührt und ganz erfüllt, von Deinen und meinen eigenen Sonntagserinnerungen - und der Zuversicht, immer wieder neue hinzuzufügen.

Danke! Herzlich!

Deine

Ildikó

Beitrag 31

Autor: Tanja Hanewald

Der Sonntag, der Tag an dem ich Angst habe, vor dem Montag. Aber warum? Ein Tag ist doch ein Tag. Er hat so und so viele Stunden, schenkt Helligkeit, schenkt Nacht. Warum ist nun der Montag so furchtbar? Verletzt mich der Tag, oder eher die Menschen darin? Falls dies nicht eintrifft, ist dann der Sonntag nur ein Gaukler, der mich zum Narren hält?
Der Sonntag, ein mächtiger Tag. Kraftvoll. Er ernährt sich von meinen Gedanken über ihn. Betrachte ich ihn überhaupt für sich allein? Er ist schließlich an das Wochenende geknüpft. Er ist der Tag, an dem ich mich von den Strapazen des Samstages erholen kann. Aber je länger die Schatten des Sonntages werden, desto bewusster werde ich traurig, da ich mich bald wieder den Aufgaben des kommenden Wochentages widmen muss.
Der Sonntag, der mich beschützt, in einer kurzanhaltenden Blase des Träumens. Er hat es verdient, für sich ganz alleine zu stehen. Er hat meine Aufmerksamkeit verdient. Er gibt, und wird doch nicht genug geschätzt. Dabei ist er der einzige Tag, an den keine Verpflichtungen geknüpft sind. Er lädt ein zur Wahrnehmung, zur Freude, zur Gelassenheit und Ruhe. Ich sollte sein Geschenk annehmen.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Tanja! Du hast so recht, wir tun ihm unrecht, dem armen Sonntag. Zu oft ist er der ungeliebte Teil des Wochenendes. Das düstere Vorspiel zum Montag. Ich werde deinem Appell folgen und in nunmehr mehr würdigen! Herzlichen Dank! Deine Ildikó

Beitrag 32

Autor: Christiane Seidl

Sonntag...Sonntag...

bis dato habe ich mir über Sonntage wenig Gedanken gemacht.
JA! Sie sind da. Man lernt als Kind ja schon Montag, Dienstag,... Sonntag. Er steht also am Ende.... 
An der weiterführenden Schule (früher hatten wir ja erst Englisch ab der 5. Klasse, es sei den man war ein armer Lateiner...) wurde uns beigebracht: Monday, Tuesday,... Sunday. Auch hier am Ende...
Arbeitet man, ist der schönste Tag der Freitag, diese Vor-FREUDE auf das Wochenende.
Hat man später Kinder verschwindet diese wieder. Dann ist jeder Tag ein Arbeitstag. Genau wie die Ferien, erstmal keine sind. Man kann ja nicht zu seinen Kindern sagen: "Sorry, es ist Wochenende, es gibt kein Frühstück, keine frische Windeln. Mutti hat heute mal frei."
Lustigerweise legt sich das wieder. Und die Kinder stehen später auf als wir, an den Wochenenden. Wenn man noch älter wird, kommt dann die sieniele Bettflucht, aber das geht jetzt zu weit. Also doch wieder zum Sonntag. Der Sonntag ist das Ende einer ganzen Woche. Die Vor-Nichtfreude, ich weiß nicht, wie ich es nennen soll, auf eine neue Arbeits-Woche kommt. Man hat zwar noch frei, aber in dem Bewusstsein, ab Montag geht es wieder los. Jedoch sagt man auch, Sonntags-Kinder sind etwas besonderes. Warum eigentlich? Weil sie es schaffen den Arzt zum Arbeiten zu bringen am Wochenende? Feiertage an Sonntagen mögen wir aber gar nicht gerne....Man erkennt also auch hier wieder, es liegt immer im Auge des Betrachters, für den einen sind Sonntage schön, für den anderen nicht. Aber Sonntage sind einfach Sonntage. Wobei der Name hier nicht Programm ist, denn wir haben heute Sonntag und draußen, da regnet es. Aber aufgrund des Wassermangels in der Natur, ist vielleicht der neue Sonntag ein Regentag...? Wie gesagt, es liegt immer in den Augen des Betrachters...;)

Herzliche Grüße

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Christiane! 

Also ich muss sagen, das ist so interessant, was du über den Sonntag alles schreibst. Diese Gedanken habe ich mir noch gar nicht gemacht. Sonntags Kinder! Feiertage an Sonntagen! Das ungeliebte Ende der Woche. Vielen Dank für all diese Inspiration und allerherzlichste Grüße! Deine Ildikó

Beitrag 33

Autor: Simone A.

Im Laufe meines bisherigen Lebens habe ich die Sonntage sehr unterschiedlich verbracht.
In meiner Kindheit war morgens erst mal der Besuch des Gottesdienstes angesagt. Mein Bruder und ich wurden katholisch erzogen. Damit waren wir in der damaligen DDR in der Minderheit. Oft waren wir spät dran und bekamen nur noch Stehplätze. Ich war immer froh, wenn die Sonntagsmesse vorbei war. 
Am Nachmittag besuchten wir oft meine Großeltern auf dem Land oder auch andere Verwandte oder machten Ausflüge in die Natur oder an Badeseen in der Umgebung. Es war eine schöne Zeit.
In meiner frühen Jugend war bei uns in der Stadt einmal im Monat sonntags "Disco für die um 16". Das ging schon um 16 Uhr los und spätestens um 20 Uhr musste ich wieder zu Hause sein. Am nächsten Tag war ja Schule. Während meiner Schulzeit sah ich leider nie wie 16 Jahre aus, sondern noch sehr kindlich im Gesicht und auch vom Körperbau her.
Das sollte sich später ändern......
Nach ein paar "wilden Jahren" heiratete ich meinen jetzigen Mann. Wir bekamen einen Sohn und auch unsere kleine Familie nutzte vor allem die Sonntage für gemeinsame Unternehmungen. Kinder wollen ja immer beschäftigt werden.....
Später dann arbeitete ich in einem Museum und der Sonntag wurde etwa 2x im Monat zu einem Arbeitstag. Die Besucher kamen zu uns und ich beneidete sie um ihren freien Tag. Um so mehr genoss ich meine freien Wochenenden.
Meine jetzigen Sonntage verbringe ich ohne große Pläne. Mein Mann und ich schlafen lange aus und gehen den Tag langsam an. Es ist einfach toll, wenn man sich nicht nach Uhrzeiten richten muss wie an den Arbeitstagen. Nachmittags machen wir kleine Ausflüge oder bleiben zu Hause auf der Terrasse, im Garten oder auch auf der Couch. Wir trinken gemütlich Kaffee....
Mein Mann will immer aktiv sein und sucht sich eine Beschäftigung im Garten oder macht andere handwerkliche Sachen. Ich lese gern (besonders Ihre Bücher) oder schreibe ins Tagebuch.
So ist jeder auf seine Art glücklich und vorbereitet auf einen neuen Start in die Woche.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Simone! 

Vielen Dank für die kleine Reise durch die Welt ihrer Sonntage. 

Ich schicke früh sommerliche Grüße auch an Ihren Mann in den Garten! 

Herzlich, Ihre Ildikó

Beitrag 34

Autor: Heidrun Dirksen

Als Gott mich schuf war es mich mit Sicherheit Montag. Wahrscheinlich sogar Montag morgen. Ich stelle mir das ungefähr so vor:
Gott lag, noch tief schlafend, in seinem Bett, als seine Mutter, also die Mutter Gottes, unwirsch die Tür aufriss, an sein Bett trat und ihm die kuscheligen Wölkchen-Decke vom nackeligen Körper riss.
"GOTT!! Du schläfst ja immer noch!!! Es ist schon fast halb sieben. Los! Raus aus den Wolken und ab an die Arbeit!!" 
"Himmel Maria!!! Was soll das!! Gib die Schäfchen-Decke wieder her! Ich bin noch müde!!"
"Ach Gottchen....hat der Herr wieder bis in die Puppen ´Sterne versenken´ gespielt? Tja....wer das ganze Wochenende über vernichten kann, kann Montags auch pünktlich aufstehen und erschaffen, also ran ans Werk!!" 
Aus Jahrmillionen langer Erfahrung wusste Gott, dass seine Mutter Widerworte nicht duldete. Zudem verwandelte sich die Schönwetterwolken-Decke in ihrer Hand bereits langsam in ein unheilvolles Gewitter. Also stand er energisch auf, zog sein Gewand an und setzt sich an seine Werkbank, während seine Mutter mit den Worten: "Na also...geht doch!!" sein Himmelreich verließ.
Ob es seiner Übermüdung, dem noch milchigen Film auf seinen Augen oder dem kurzfristigen Ärger auf weibliche Wesen geschuldet war, bleibt unklar. Jedenfalls nahm er einen viel zu großen, eher für einen großgewachsenen Hünen gedachten Klumpen Lehm und formte eine 1,83m große Frau mit breiten Schultern, Hüften wie Satteltaschen und Gliedmaßen wie grobe Leberwurst im Darm. Dann griff er, ohne hinzusehen, zur Dose mit der Aufschrift "Intelligenz". Einer kleinen Unachtsamkeit - oder war es Absicht? - ist es geschuldet, dass Gott die Dose fallen ließ und sich fast der gesamte Tages-Inhalt über den jetzt weiblichen Lehmkörper, der in Bezug auf seine äußeren Geschlechtsmerkmale an eine nackte, afrikanische Stammesälteste erinnerte, ergoss. 
"Himmelherrgott!! Konzentriere dich endlich!", rief er sich selbst zur Ordnung. Sein Fauxpas, dieses Zuviel an Intelligenz, führte zu einem komplizieren Menschenleben. Das wusste er. Die Intelligenz ist wie das Salz in der Suppe. Mit zuwenig Salz schmeckt sie fade. Sie ist nicht sonderlich interessant, aber man kann sie immer noch essen. Aber mit zuviel Salz? Also wenn die Suppe versalzen ist? Die rührt keiner mehr an. 
Gott überlegt, wie er dieses Missgeschick wieder ausbügeln konnte. Neu formen ging nicht - die Intelligenz war schon in seine Lehmlady gezogen. Einfach den unter den Tisch fallen lassen? Undenkbar! Was er einmal berührt hatte, liebt er bis in alle Ewigkeit und dann würde er den Rest seines ewigen Lebens an dieses weibliche, unfertige Geschöpft unter seiner Werkbank denken. 
Um den Schaden zu begrenzen, beschloss er, ihr etwas weniger Emotionalität zu geben. So würde sie ihre Andersartigkeit unter den Menschen nicht so sehr spüren und konnte, bis sie zu ihm zurückkehrte, ein nettes, wenn auch schlichtes Leben führen. 
Gerade als Gott die Pipette mit der Emotionsflüssigkeit nahm, um dem Ton-Mädchen ein winziges Tröpfchen hinter dem Nabel einzuführen, riss seine Mutter erneut mit Schmackes die Tür auf. Gott erschrak sich so sehr, dass er ihr versehentlich den Inhalt des halben Röhrchens hinter die etwas zu voluminös geratene Bauchdecke spritzte. "Frühstück ist fertig!!", trällerte Mutti und schmiss energisch die Tür wieder ins Schloss. 
Gott ließ den Kopf hängen. "Ich hasse Montage!!". 
Nach kurzer Zeit erhob er ihn wieder und blickte milde auf sein außergewöhnliches Werk. "Viiiiiel Körper, hoch-intelligent und hoch-sensibel." Und mit den Worten: "Auf dich werde ich besonders achten. Viel Glück, mein Mädchen!", schickte er mich zur Erde.
Das war am 18.12.1969 und seit dem bin ich auf der Suche nach einem Ort wie im Haus Ohnsorgweg, wo jeder sein kann, wie er gemeint ist.

Ja. Ich glaube fest daran, dass es Freundschaften fürs Leben gibt. In meinem Umfeld kenne ich viele, die eine "beste" Freundin, einen "besten" Freund oder innige Geschwister-Beziehungen haben und einen geliebten Menschen fest an ihrer Seite wissen. Persönliche habe ich so eine Freundschaft oder Schwester/Bruder-Beziehung leider nicht, was ich wirklich schade finde, da ich, trotz zahlreicher Bekannter, an dieser Freundinlosigkeit leide.

Euch allen einen richtig schönen Sonntag und ganz lieben Gruß aus dem hohen Norden.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Hallo, du Liebe Lehmlady! 

Was für eine schöne und anrührende und auch ein wenig traurige Geschichte von deiner Erschaffung. Ich habe dich so genau vor Augen. Und den lieben Gott, wie er versucht am Montagmorgen seiner Mama alles recht zu machen. 

Ja, ich wünsche mir auch einen Ort wie das Haus Ohnsorg. Ein Haus, wo jeder so sein darf, wie er ist. Den gibt es aber leider nur in meinem Buch. Ich habe ihn mir erfunden. Aber weißt du, wo ich ihn mir jetzt so langsam erschaffe? In mir selbst. Da darf ich sein, wie ich bin, so wie Gott mich geschaffen hat. Bei mir war es, glaube ich an einem Dienstag.:-))

Sehr herzlich! Deine Ildikó

Beitrag 35

Autor: Daria E.

Heute ist nicht Sonntag. Heute ist Samstag, doch es fühlt sich wie Sonntag an. Sonntage geben mir häufig ein Gefühl des Verlorenseins. Sonntage verbinde ich mit Sonne, mit Gras, mit dem Geruch von Hitze und einer stillen Traurigkeit. Sonntag schließt eine Woche ab und lädt gleichzeitig zu einer neuen ein. Sonntag ist Ende und Anfang, ist Abschied und Hoffnung.

Heute, an diesem Samstag, der sich wie Sonntag anfühlt, weine ich. Ich weine, weil ich gar nicht weiß, wer ich eigentlich bin. Weil ich das Gefühl habe, mich selbst schon so lange zu suchen und niemals zu finden. Ich weine, weil ich dankbar bin für Wegbegleiter und trotzdem immer Angst habe, jemandem zu zeigen, dass ich ihn gerne ein Stück meines Weges bei mir hätte. Ich weine, weil ich innerlich zerrissen bin. Weil ich voller Widersprüche bin, die es mir so schwer machen, mich selbst zu erkennen. 

Sucht man sich selbst wirklich ein Leben lang? Gibt es Menschen, die genau wissen, wofür sie stehen, wer sie sind und diese Authentizität unerschütterlich nach außen tragen? Menschen, die leben? Die Schmerz und Wut und Trauer, Freude und Glück und Leichtigkeit vereinen und diesem ewigen Hin und Her niemals müde werden? Ich wünsche mir, diese Menschen zu erkennen, wenn sie vor mir stehen. Ich wünsche mir, dass ich den Mut habe, sie zu bitten, mir ein Stück des Weges zu zeigen. Mich zu begleiten und an den richtigen Stellen allein weiter gehen zu lassen. Ich wünsche mir, beides genießen zu können: das Gemeinsam sein und das Alleine sein. Zusammen und getrennt, doch niemals wirklich entzweit. 

Morgen kann kommen. Sonntag kann kommen.

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Daria! Ich glaube, diese Menschen gibt es nicht. Es gibt nur Menschen wie Du und ich, die ein buntes Leben leben mit Höhen und Tiefen, mit Ermüdungen, mit Strapazen mit Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Und sich das einzugestehen ist, so denke ich, der wichtigste Schritt hin zur Authentizität und Erfüllung. Sehr herzlich! Deine Ildikó