Beitrag 1 von Ildikó von Kürthy

Schreiben wir gemeinsam! Über Geld.

In unseren Köpfen hausen sie wie Schaben in den Tiefen der Küchenschränke, die Vorstellungen vom Versorger, Ernährer und von Männlichkeit. Seit ich vor zwanzig Jahren meinen ersten Bestseller schrieb und somit für jeden sichtbar zu den „Besserverdienerinnen“ generell, aber auch zu den „Besserverdienerinnen als ihr Partner“ gehöre, werde ich nicht müde, anteilnehmende Fragen nach dem Befinden meines Mannes und dem vermutlich empfindlich gestörten Gleichgewicht in unserer Ehe zu beantworten. Geld bedeutet Status und Macht. Geld ist männlich. Bedauerlich. Vorsintflutlich.

Beitrag 2

Autor: Elli Drenkow

Geld ist etwas, das in unserer heutigen Welt leider nicht mehr wegzudenken ist, wie es scheint. Oft schon habe ich mir gewünscht, dass dieses leidige Ding, das den Lauf der Welt so nachhaltig und niemals gut für das Menschsein beherrscht, ein für allemal verschwindet.
Natürlich ist das nicht praktikabel. Geld beeinflusst Beziehungen, kaum zum Guten, es hat allenfalls eine beruhigende Wirkung, macht aber niemals glücklich. Sein Fehlen verursacht so viel Elend und besonders die Kinder leiden sehr darunter.
Materielle Vorstellungen in den Beziehungen zwischen Mann und Frau weichen mitunter stark voneinander ab und manchem Mann fällt es sehr schwer zu akzeptieren, dass Frau eigenes Geld verdient, damit unabhängig ist und ja, manchmal auch mehr zum Familieneinkommen beiträgt als der männliche Part. Das darf auch sein und kein männliches Wesen sollte sich davon übervorteilt vorkommen. Letztendlich lebt Beziehung auch vom gemeinsamen Wirtschaften, Teilen, sich etwas für die Seele gönnen (für beide) - das geht - je nach Vorstellungen - heute eben meist leider nicht ohne ( zunehmend mehr) Geld. Gemeinsamkeit steht hier doch an erster Stelle und nicht wer wie viel einbringt.
Die schlimmste Begleiterscheinung der Geldwirtschaft sind für mich die Banken. Dies ist ein Konstrukt, das künstlich gewachsen und hochgehalten wird. Jeder braucht sie, aber der Otto-Normalverbraucher wird - allen Werbeunken zum Trotz - niemals ein Nutznießer irgendwelcher Bankdienstleistungen sein.
Man sehe sich den Film "Robinson Junior" an - Freitag erklärt hier sehr lustig und nachhaltig den Sinn und Unsinn der Banken. Sehr empfehlenswert und einen Schmunzler wert, auch wenn der Film schon etwas älter ist.
Nehmen wir diese leidige Thema mit Humor und halten es nicht für das Wichtigste in unserem Leben - es zählen ganz andere Dinge!

Kommentar von Ildikó von Kürthy

So Richtig, liebe Elli! Danke! Ja, es zählen andere Dinge. Aber wenn Geld fehlt, zählt es eben doch sehr.

Geldsorgen sind, wie ich finde, wie Sorgen um die Gesundheit. Sie überlagern alles.

Herzliche Grüße!

Ildikó


Beitrag 3

Autor: Andi S.

Derjenige ist reich, dem es gelingt,
wenn seine Ausgaben niedriger sind wie sein Einkommen,
unabhängig von der Höhe der Zahlen.
Eine Krankenschwester, die mit Ihrem Geld gut haushaltet,
kann sich reicher fühlen,
als der Geschäftsmann im feinen Zwirn mit dickem SUV,
der am Tropf seiner Banken hängt.
Zu meinen Jungs sagte ich damals bei Klagen über zu geringes Taschengeld,
entweder Einnahmen erhöhen oder mehr sparen.
Soll heißen, raus aus den Federn und z.B. Zeitung austragen
und möglicherweise dieses Jahr kein „Pyrotechniker-Starterset“
mit Sylvester-Raketen und Böller kaufen.

Nun seien mir noch folgende Ausschweifungen gestattet:

Wünsche über Wünsche,
endlos aneinander gereiht,
nur vordergründig wie glänzende Perlen,
in Wahrheit aber sind es die Glieder einer Eisenkette.
Du selbst kettest Deinen Geist an Niedriges,
und sperrst Dich aus, von den Erfahrungen der Wahrhaftigkeit.
Denn immer wieder tauschst Du Konsum, Luxus
und materielle Gegenstände auf dem Altar des Zeitgeistes
gegen Deine Gesundheit, Zufriedenheit, Lebenszeit und Glück.


Kommentar von Ildikó von Kürthy

Liebe Andi! 

Dein Text ertappt mich und spricht genau das an, was ich für richtig halte, aber viel zu selten umsetze. Das Ketten des Geistes an das Niedrige - das hast Du perfekt formuliert - tue ich viel zu häufig. Erfülle mir grandenlos jeden Wunsch, ohne mir damit wirklich etwas Gutes zu tun. Danke, für Deine Erinnerung an das, was wesentlich ist!

Deine

Ildikó

Beitrag 4

Autor: Claudia aus Berlin


Liebe Ildikó,

mit dem Geld ist das so eine Sache. Ich sage immer, "Bunt bedrucktes Papier macht mich nicht reich, aber das, wofür ich es ausgebe."

Auch wenn mir Corona gezeigt hat, dass man zum Glücklichsein nicht shoppen gehen muß und diese Tasche oder diese Schuhe (um beim weiblichen Klischee zu bleiben) unbedingt braucht. Unser System setzt aber natürlich voll auf Verführung und darauf, dass die Menschen ihr verdientes Geld wieder ausgeben und nicht sparen; außerdem sagt mir meine Lebenserfahrung, dass einem wenig so viele Sorgen bereiten kann, wie kein Geld zu haben und nicht zu wissen, wie man seine Miete und andere Grundbedürfnisse bezahlen soll.

Natürlich ist es ganz individuell, wieviel Geld jemand zu seinem Glück braucht, ich möchte das gar nicht be- oder verurteilen. Manchen macht eben nur das Jet-Set Leben mit allem was dazu gehört glücklich. Ich will das Warum gar nicht hinterfragen. Ich brauche das alles nicht, aber ich gehe gerne ins Theater oder ins Konzert oder sitze einfach gerne mal an einem lauen Sommerabend mit Freunden im Biergarten und ja, ich möchte nicht hinterher bereuen müssen, dieses Geld dafür ausgegeben zu haben. Ich möchte schon ein Leben und nicht nur eine Existenz! Und da gehört mehr dazu als das Lebensnotwendige und das kostet eben in unserer Gesellschaft Geld.

Schwierig wird es, glaube ich, wenn man mit Geld versucht, zu kompensieren, z. B. wenn man einen Job hat, der einem viel Geld bringt, aber sonst nur Stress oder vielleicht sogar Ängste, man sich aber nicht traut, aus diesem Kreislauf auszubrechen, obwohl man längst weiß, dass einem dieses Leben nicht guttut! Ich glaube, das hinterlässt Spuren und macht auf Dauer sehr unzufrieden und manchmal habe ich das Gefühl, dass unsere Gesellschaft in weiten Teilen genau daran krankt.

Wie vorsintflutlich wir allerdings sind, wenn Frauen mehr verdienen als Männer, das ist schon bemerkenswert. Ich möchte einfach glauben, dass mittlerweile eine selbstbewußte Generation von Männern herangewachsen ist, die damit gut umgehen kann!

Kommentar von Ildikó von Kürthy

Danke, liebe Claudia, für Deine Gedanken und ja, ich teile deine Hoffnung bezüglich der nachwachsenden Männer :-)

Herzlich!

Ildikó